Links überspringen

10 Dinge die man besser vor einem Medienpraktikum wissen sollte

Quelle: soundlarge

Ich geb’s ja zu. Mein Start ins Medienpraktikum war definitiv holpriger als er sein hätte müssen. Dafür habe ich halt gleich auf die harte Tour gemerkt, dass in den Medien arbeiten kein Zuckerschlecken ist. Für alle, die gerade in Panik verfallen: I got you! Damit ihr nicht in die gleichen Fettnäpfchen tappt wie ich, habe ich eine Liste von 10 Dingen vorbereitet, die ich gerne gewusst hätte, bevor ich mein Medienpraktikum begonnen habe. Und die sollte jeder wissen, der ein Praktikum in den Medien anstrebt. So könnt ihr gleich von Anfang an mit Vollgas in die Medienwelt starten!

1. Das Casting ist mehr als nur ein Bewerbungsgespräch

Ich glaube das Erste, das mir in den Sinn kommt, ist das Casting. Ich bin damals mit der Auffassung dorthin gegangen, dass es nur ein Vorstellungsgespräch ist. Wie herausfordernd kann das schon sein? Schwerer Fehler. Spätestens nachdem ich die Worte „schriftliches Casting“ gehört habe, wusste ich, dass mehr auf mich zukommen würde, als gedacht. Im Nachhinein kann ich sagen: Den einen perfekten Weg, um sich auf ein Casting in der Medienbranche vorzubereiten, gibt es nicht. Es hilft aber definitiv, vorher vielleicht einen Blick in die Zeitung zu werfen oder mal das Radio aufzudrehen. 😉

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von B/\STI (@bastimatrix)

2. Ein Medienpraktikum ist kein 9 to 5 Job

Zeitung lesen, Radio hören, Medien konsumieren – das Interesse für Medien im Allgemeinen gehört zum Job in der Medienbranche wie der Spritzwein zu Michael Häupl. Jedem, der ein Medienpraltikum machen möchte, muss klar sein, dass es 9 to 5 dort eigentlich nicht gibt.

Nach der Schichtarbeit im Stahlwerk war ich der festen Überzeugung, ich könnte auch hier nach Punkt 8 Stunden ausstempeln und Heim gehen. In den Medien rollt der Ball allerdings anders. Das ist mir dann auch relativ schnell bewusst geworden.
Die Medienwelt schläft nicht. Wir zwar schon, aber das ändert nichts daran. Es kann schnell mal passieren, dass zufällig etwas passiert, oder ein Projekt länger dauert als man angenommen hat. Das heißt aber nicht, dass man deswegen mittendrinnen einfach gehen kann, weil 8 Stunden um sind. Das habe ich bei einem meiner ersten, größeren Projekte am eigenen Leib erfahren. Wobei ich sagen muss: Es hat mir nichts ausgemacht. Vor allem, als ich meine eigenen Produktionen dann live im Radio gehört habe, wusste ich: Das war die Mühe wert.

3. Der Anfang ist hart

Gerade am Anfang war der Druck sehr hoch. Ich war ein Student mit relativ gemütlichem Studium und einem Nebenjob, der zeitlich extrem geregelt war. Im Stahlwerk war Devise Nummer 1 immer: „Hudel nicht, sonst tust da weh!“ Hier war es schon von Beginn an das Gegenteil. Also nicht das mit dem Wehtun. Sondern das schnelle Arbeiten. Deadlines waren für mich etwas, das ich in weiter Ferne auf der Uni Website sah, nicht in 20 Minuten in der Besprechung. Da war nicht viel Platz für großes Überlegen oder unnötiges Zeit verschwenden.
Trotzdem, das Wichtigste ist, am Ball zu bleiben. Nach meiner ersten Woche hatte ich schon einiges an Erfahrungen gesammelt, und die haben mir geholfen mit dem Druck klarzukommen. Es stimmt das alles sehr schnell geht, aber Usain Bolt ist auch nicht als Sprinter auf die Welt gekommen. Jeder muss erstmal Laufen lernen.

4. Kritik ist direkt, aber sie lässt einen wachsen

Ich würde mich als vieles bezeichnen. Kritikfähig ist aber ein Adjektiv, das mir nicht in den Sinn gekommen wäre. Stur schalten konnte ich gut. Das bescherte mir allerdings schnell ein böses Erwachen. Denn, gerade am Anfang, habe ich viel Kritik geerntet. Und es war schwer für mich damit umzugehen. Im Nachhinein würde ich mir gerne, wie sagt eine meiner Kolleginnen immer so schön, “ane eini woschn“.
Mittlerweile habe ich, würde ich sagen, den Wert von konstruktiver Kritik erkannt. Feedback ist wichtig, aber mit einem „Jaja des passt gut“ kann man nun mal wenig anfangen. Aber konstruktive Kritik, von jemandem der sich die Zeit nimmt deine Fehler mit dir aufzuarbeiten, ist mehr wert als Gold. Das bedeutet aber nicht, dass sie einem nicht manchmal genauso zu schaffen machen kann.

5. Um Hilfe zu fragen ist nicht nur okay, sondern wichtig

Dieser Punkt geht wohl Hand in Hand mit dem vorherigen. Ebenfalls etwas, das ich früher hätte realisieren können. Aber besser spät als nie, oder? Gerade als Quereinsteiger, der noch nie etwas von einer SEO-Analyse gehört, und noch nie mit einem Schnittprogramm gearbeitet hat, war der Einstieg in diese Welt überfordernd. Manchmal wurde ich geradezu von neuen Informationen überflutet.
Aber ich hatte meinen Stolz, und wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich hier und da nicht mitkam. Am Ende des Tages wäre es aber besser gewesen diesen Stolz einfach runterzuschlucken. Wenn ich nochmal von vorne beginnen würde, würde ich auf jeden Fall von Anfang an mehr nachfragen. Denn der ganze Stolz bringt einem nichts, wenn man am Ende alles doppelt und dreifach machen muss.

6. Wer sich für perfekt hält…hat sich geschnitten

„Hör auf so zu hacken, wenn du schneidest! Was bist du denn für ein Fleischer?“. Ja, auch einer der Sätze, die ich zu hören bekommen habe und nein, ich mache kein Praktikum in der Gastro. Dieser Ausruf kam von Producer André Brunner-Fruhmann. Der hat nämlich die Ehre gehabt, die Song Brandings, die ich für unsere Trash-Hit Show produziert habe, zu kontrollieren. Bezogen, hat er sich damit übrigens auf meine schlechte Angewohnheit mit langen Fades Leuten die Buchstaben aus dem Wort zu hacken.
Den Titel des Schnittmeisters habe ich mir wohl also noch nicht verdient. Aber das ist wahrscheinlich auch gut so, denn wer sich für gut hält, hat schon lange aufgehört besser zu werden. (Noch so eine Gratis-Weisheit, die ich in den soundlargeStudios angefangen habe, zu begreifen.)

7. Der eigene Stil ist das Um und Auf

Eine Sache die mir am Anfang meines Praktikums ein wenig Kopfschmerzen gemacht hat war mein Schreibstil. Schockiert hat es mich schon, als mein Stil, den ich über jahrelanges Schreiben von Universitäts-Arbeiten gespitzt habe, in einer Besprechung als „altbacken“ bezeichnet wurde (Danke übrigens.). Waren ein Haufen Fachbegriffe und braves Paraphrasieren etwa nicht die beste Form des Schreibens? Für die Uni: Ja. Für die Medien: Nicht wirklich. Davon wieder wegzukommen ist nicht unbedingt einfach.
Aber da gibt es eine Sache, die mir geholfen hat ein bisschen davon wegzukommen. „Wenn mei Mama die keine Ahnung von TikTok hat den Artikel sieht, kann sie nix damit anfangen.“ Das war ein richtiger Eye-Opener für mich. Mein Ziel ist es nicht, den Herrn Dr. Dr. zu begeistern. Also nicht nur, vielmehr sollte ich versuchen unterhaltsam zu schreiben, um so viele Leute wie möglich zu erreichen. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich dann wirklich anfangen mit meinem Stil zu experimentieren. Obs funktioniert hat? Ich sag’s mal so: Jedes gute Experiment besteht aus Erfolgen und Fehlschlägen.

8. Man muss im Medienpraktikum über sich hinauswachsen

Ich will nicht lügen. Artikel selbst schreiben und veröffentlichen? Für Radio produzieren? So cool sich das alles anhört, und es hört sich verdammt cool an, es hat mir am Anfang alles eine Heidenangst eingejagt. Aber ich hatte keine Wahl: Wenn ich in der Branche Erfolg haben wollte, musste ich aus meiner Komfortzone raus.
Um fair zu sein, muss ich sagen, ich hatte keine große Wahl. An meinem dritten Tag musste ich nach 15-minütiger Recherche schon meine ersten Newsthemen präsentieren. Ich bin schon ein Fan von kalten Duschen, aber so ins kalte Wasser geschmissen zu werden, war ein Schock. Es war meine erste „Schwimmen oder Untergehen“ Situation im Praktikum. Und ich bin zwar nicht der olympische Schwimmer Michael Phelps, aber ich hab gestrauchelt und gekrault und nach Luft geschnappt und: bin zumindest nicht untergegangen.

9. Ich kann auch mal Stolz auf mich sein

Bevor wir zum großen Finale kommen, dreh ich den Spieß jetzt einfach mal um. Wenn ich nochmal bei soundlarge anfangen würde, wäre ich stolzer auf das, was ich erreicht habe. Immerhin sitze ich hier und schreibe diesen Artikel. Und das nicht ohne Grund.
Immer wieder habe ich am Anfang das Gefühl gehabt als würde ich in der Luft hängen. Als hätte ich nicht genug getan. Erst später, im Feedbackgespräch, wurde mir gesagt, dass das nicht stimmt. Das ich stolz auf mich sein kann. Vielleicht ist stolz sein auch das falsche Wort. In jedem Fall würde ich versuchen, mich mehr auf die Dinge zu fokussieren die ich schon geschafft habe, als auf das, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht konnte.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von soundlarge (@soundlarge)

10. Ich darf mir nicht selbst im Weg stehen

Dieser Punkt ist das Grande Finale, die Akkumulation von allem was ich in diesem Artikel aufgezählt habe. Und wie könnt ich es besser beschreiben als mit einem Song. „I’m my own worst enemy“, singt P!nk in ihrem Hit “Don’t let me get me”. Ist zwar weniger auf die Medienbranche bezogen, aber meiner Meinung nach trotzdem wichtig. Vor allem für mich selbst.
Fast jeder dieser Punkte hat damit zu tun, dass ich mir selbst im Weg gestanden bin, und mir so das Leben unnötig schwer gemacht habe. Also, der Abschluss: Wenn ich mein Praktikum bei soundlarge nochmal neu beginnen würde, würde ich mir am Anfang weniger selbst im Weg stehen.

Und da habt ihr’s: 10 Dinge die ich gerne gewusst hätte bevor ich mein Medienpraktikum begonnen habe. Rückblickend gibt es wohl so einiges, das ich anders machen würde. Aber ist das nicht irgendwie immer so? Egal ob Medienpraktikum oder Medienjob, der Einstieg in die Branche ist hart. Aber durch das Know-How, das ihr mit diesem Artikel erlangt hab, könnt ihr 10 Fehler schon mal vermeiden!

-Sebastian Liponik

Mehr Praktikumserfahrungen findet ihr hier!
radiojobs.at: Hier gibt's mehr Jobs aus der Branche!