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Elektrotechnik-Toningenieur: Vom Hörsaal in die soundlarge-Studios

Quelle: soundlarge

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr euer Lieblingslied zum zehnten Mal im Radio hört und ihr unbedingt wissen wollt, wie die Stimme in der Bridge abgemischt wurde? Nein? Ich schon! Ich träume davon, dass ich eines Tages meine Songs auf Radioniveau produzieren kann. Nicht nur das, ich möchte, dass meine Produktionen auf den großen Radiostationen laufen. Wenn ich meinen Freunden meine Songs zeige, reicht es zurzeit leider nur für ein verhaltenes „Ja ist ganz witzig.“ oder „Du solltest es mal gescheit aufnehmen.“ Dabei sollte man eigentlich meinen, dass ich weiß was ich tue. Ich studiere ja schließlich Elektrotechnik-Toningenieur auf der Kunstuni in Graz. Da lernt man ja wie man Musik mischt. Sollte man zumindest meinen. Leider lerne ich aber genau das nicht. Beim Praktikum als Toningenieur vielleicht schon, im Studium, Fehlanzeige.

Dafür kann ich euch sagen, wie man das Integral von x2 bildet. Braucht man ja im Alltag eines Produzenten täglich, ist ja klar.

 

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Matheprofi?

In Mathe war ich übrigens nie gut. Ich glaube, jeder kennt das Gefühl, wenn man in der Schule vor einer Prüfung schon weiß, dass das nichts werden kann. Dieses Gefühl von Verzweiflung, dieses Gefühl von es reicht nicht, egal wie viel ich dafür lerne. Eine Zeit lang habe ich gedacht, ich bin einfach nicht der hellste Stern am Himmel. Wenn ich mich anstrenge, bin ich maximal mittelmäßig.

Das habe ich mir auch gedacht, als ich mich zur Aufnahmeprüfung meines Studiums eingeloggt habe. Es gibt so viele Menschen, die einfach so viel besser sind als ich. Vor allem in Mathe. Das macht schon einen großen Teil meines Studiums aus. Außerdem werden nur 40 Leute aufgenommen. Probiert habe ich es trotzdem. Was soll schon passieren? Mehr als nein sagen, können sie eh nicht.

Als ich dann eine E-Mail von der Uni bekommen habe, traute ich mich fast nicht sie zu öffnen. Viel zu groß war die Angst eine Absage zu kassieren. Jetzt kommt sowas wie „Vielen Dank für die Bemühungen, leider hat es nicht gereicht.“.

Ich denke ich muss nicht mehr lang herum reden, ihr habt alle die Einleitung gelesen, im Endeffekt bin ich aufgenommen worden. Mein Traum ist also wahr geworden. In dem Moment habe ich mich gefühlt, als hätte ich Gold bei den Olympischen Spielen gewonnen! Zu diesem Zeitpunkt hat sich mein Leben wirklich radikal geändert.

Ich wollte nie mehr faul sein, Tag und Nacht lernen und nie wieder auf Partys gehen. Haha, der war gut Dave, ha!

 

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Jetzt heißt‘s erstmal büffeln

Nein, wirklich. Die bestandene Aufnahmeprüfung und die Erfolge im Studium haben mir gezeigt, dass eigentlich nur ich selbst mir im Weg stehe. Das habe ich auch beim Produzieren zu Hause gemerkt. Jeder kann eigentlich alles erreichen wenn er hart dafür kämpft. Und so kommt man dann auch zu einem erfolgreichen Leben, dass man auch liebt.

Mit dieser Einstellung, übermotiviert und überzeugt von mir selbst, wollte ich mein Hobby, nämlich das Produzieren, zum Beruf machen. Also neben dem Studium halt. Ich bin schnell fündig geworden und habe mich dann auch bei den soundlarge-Studios für den Job als Audio Producer beworben. Ich mach das ja sowieso ständig, also wird das easy sein! Oder? Außerdem hab ich ja alles schon mal im Studium gelernt.

Doch als ich beim Casting war, war die aufgebaute Motivation und das Selbstvertrauen auf einmal wie weggeblasen. Crewleader André hat mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt und mir gesagt, dass mir die Erfahrung in der Branche fehlt um mir den Job tatsächlich geben zu können. Da ist eine Welt für mich zusammengebrochen.

Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum schreibt er dann diesen Artikel für soundlarge.

Zu meinem Glück wurde mir ein Praktikum angeboten um, zusätzlich zu meinem Studium Elektrotechnik-Toningenieur, Erfahrung in dieser Branche sammeln zu können.

Praktikant Dave und André im Studio BQuelle: soundlarge
Studio B in den soundlarge-Studios

Prod. by Dave

Nach eineinhalb Wochen im Praktikum habe ich schon einiges erleben dürfen. Mein persönliches Highlight: Ich habe meine ersten Übungswerbespots produziert. Und das von der Pike auf.

Das heißt ich musste erstmal ein Textkonzept entwerfen. Ja wer hätte das gedacht, das gehört auch dazu und hat mir die meisten Nerven gekostet. Aber es hat sich auch ausgezahlt. Nach eineinhalb Tagen harter Kreativarbeit ist der Text gestanden und ich konnte endlich aufnehmen und ans produzieren gehen.

Wenigstens das ist mir bekannt vorgekommen. Audioschnipsel herum zu schieben gehört schließlich zu meinen Leibspeisen. Trotzdem ist es gar nicht mal so leicht so viel Information in nur 20 Sekunden zu packen. Man muss bedenken, dass jede eingebuchte Werbesekunde bei Radiosendern, auch zu bezahlen ist. Also jede unnötige Sekunde ist auch vergeudetes Geld. Aber auch das habe ich schließlich hinbekommen. Als ich den fertigen Spot gehört habe, war ich schon sehr stolz.

Und noch eine Erkenntnis habe ich gewonnen: Ein 20 Sekunden Werbespot ist doch mehr Arbeit als gedacht.

Praktikant Dave makeover BesprechungQuelle: soundlarge
Vor dem Fotoshooting gibt´s ein kurzes Makeover.

Studium Elektrotechnik-Toningenieur, Praktikum bei soundlarge: Und jetzt?

Fakt ist: Theorie und Praxis sind dann doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Nur weil man weiß, wie man einen Equalizer baut, heißt das nicht gleich, dass man auch gleich weiß wie man ihn anwendet. Nur weil man Elektrotechnik-Toningenieur studiert, heißt das nicht, dass im Praktikum gleich alle Handgriffe sitzen. Nur weil man in seinem Wohnzimmer ein paar Beats produziert hat, heißt das auch nicht gleich, dass man ein qualifizierter Audioproducer ist. Nur weil man mal Radiowerbung gehört hat, heißt das nicht, dass man sie auch textieren kann.

Ich glaube wenn man gut sein will in dem was man macht, muss man bereit dazu sein immer Neues lernen zu wollen, ganz egal wie lang man bei einer Sache dabei ist.

Und eines noch: Man kann alles schaffen solange man liebt, was man tut!

-Dave Khodai

Mehr Praktikumserfahrungen findet ihr hier!