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Warum man nicht bei jedem Virus, gleich in Quarantäne muss

Wenn 2-lagiges Klopapier und Essen aus der Dose wertvollere Ressourcen werden als Gold. Dann befinden wir uns nicht auf einem 2 wöchigen Festival, sondern das mordende Coronavirus treibt sein Unwesen. Wenn wir schon dabei sind, kann ich auch gleich die Katze aus den Sack lassen. Auch ich befinde mich seit 2 Wochen in Quarantäne. Leider wird es auch noch schlimmer, in mir steckt der Virus schon. Um genauer zu sein, steckt er schon seit ein paar Jahren in mir und seit 3 bis 4 Jahren bin ich mir sicher, dass ich ihn habe. Oh? Ihr denkt wahrscheinlich, dass ich gerade vom Coronavirus rede, aber da liegt ihr weiter daneben, als meine Annahme, dass ein Studium meine volle Aufmerksamkeit benötigt. Nein, ich rede von einem Virus der viel gefährlicher ist und zwar vom Radiovirus. Aber um zu erklären wie ich mir sicher sein konnte, dass ich mich angesteckt habe, werde ich ein wenig weiter zurückgreifen und zwar ins Jahr 2017.

Es waren einfachere Zeiten Australien brannte nicht lichterloh, Influencer wollten noch nicht mehr Rechte als der Papst, Venedig war noch nicht das größte 24/7 Schwimmbad der Welt und die Menschen führten sich noch nicht wie Darsteller von „The Walking Dead“ auf. Doch für mich war das Jahr trotzdem keine leichte Zeit. Ich versuchte, mich mit minimalem Aufwand durch die Matura zu kämpfen, mit unvergleichlichem Erfolg. Der Knackpunkt der Geschichte, ist jener wo ich mir zu 100 Prozent sicher war, dass ich nicht der nächste Stararchitekt sein wollte, geschweige denn das Talent dazu hatte. Mich wollte einfach nicht die Muse der Bautechnik küssen. Damit ihr eine bessere Vorstellung von meinen Werken bekommt, schließt die Augen und geht in euere tiefste Traumebene, stellt euch einen quadratischen Legostein vor und fertig.

Natürlich hatte ich auch genug Freunde die sich auch neu erfinden wollten. Komischerweise verbreitete sich damals komplett unabhängig voneinander, die gleiche Idee, wie eine rasant wachsende Pandemie, bei meinen Freunden. Jeder wollte Lehramt studieren, wirklich jeder, selbst der eine Freund von mir der pro Stunde zwei Wörter hervorbringt. Ich meine, stellt euch einmal vor, wie dieser unterrichten sollte, wahrscheinlich mit Alexa oder aufgenommenen Sprachmemos auf den Laptop. Da ich zum Glück immun gegen diesen Virus war und schon einen anderen in mir trug, bei dem ich bisher nicht den Mut hatte zu diesem zu stehen, schmiedete ich weiter Zukunftspläne.

Einmal Bundesheer und eine Wohnungssuche später, befand ich mich in Graz und studierte mein auserwähltes Fach. Doch ich fühlte mich nicht richtig ausgelastet und nach einer intensiven und kräftezerrenden Recherche von Nebenjobs, die insgesamt 1 Tag dauerte, sprang mir eine Ausschreibung ins Auge. Eine Ausschreibung von soundlarge, die meinen Radiovirus wieder aktivierte und mir das Gefühl gab, als könnte diese Ausschreibung das Ticket in die Branche sein, in der ich arbeiten möchte. Anderes als Millionen andere Österreicher im Moment, wollte ich, dass man mich wegen meinen Virus unter Quarantäne stellt. Um den Bewerbungsprozess kurz und bündig zu beschreiben: Ich schickte eine engelsgleiche Bewerbung zu soundlarge, leuchtete wie ein aufsteigender Stern beim Interview und niemand konnte mir widerstehen. Doch der Vergleich von vorhin hinkt ein bisschen, weil wenn soundlarge die Quarantäne ist, sollte es eigentlich meinen Virus heilen, stattdessen wird der Virus immer weiter befeuert und vergrößert sich exponentiell und wird zu meiner ganz persönlichen inneren Pandemie. Klartext: Ich möchte noch mehr in dieser Branche erreichen.

Zu guter letzt: Ob meine Erwartungen übertroffen wurden, kann ich nicht wirklich mit ja beantworten. Einfach deswegen, weil ich schon im Vorhinein eine realistische Einschätzung hatte, was mich im Praktikum erwarten würde. Was mich wirklich überrascht hat, waren die Mitarbeiter und das Mitarbeiterverhältnisse untereinander. Umso mehr freut es mich, dass scheinbar mehrere Menschen existieren, die ebenfalls gerne mit dem Medienvirus im Körper leben.

Marcus Ressmann