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Alte Muster neu zeichnen: Was am Weltfrauentag falsch läuft

Quelle: Pixabay

Stellt euch vor es ist Weltfrauentag und niemand hat’s verstanden. Na, kann es das denn überhaupt geben? Am 19.  März 1911 standen Arbeiterinnen das erste Mal auf den Straßen und forderten ihre Rechte ein: Recht auf Arbeit, Recht auf Berufsausbildung, Beendigung von Diskriminierung am Arbeitsplatz, Zugang zu öffentlichen Ämtern und vor allem die Einführung des Wahlrechts für Frauen. Zehn Jahre später, am 8. März 1921, und somit vor über 100 Jahren wurde der Weltfrauentag das erste Mal gefeiert. So entwickelte sich der 8. März zu einer Initiative für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Besonders für Medien und Werbung bietet der Weltfrauentag aber häufig eine völlig falsche Plattform. Nicht bei uns.

Alles andere als emanzipiert: Lustlose Beiträge und fragwürdige Werbeaktionen

Seit einigen Jahren genießt der Weltfrauentag auch in den Medien immer mehr Aufmerksamkeit. Klar, denn Medien sind in unserer heutigen Gesellschaft omnipräsent und nehmen eine außerordentlich große Rolle in unserem täglichen Leben ein. Und nicht nur das. Neben vielen anderen gesellschaftlichen und kulturellen Anschauungen werden auch unsere Rollenbilder von Mann und Frau von den Medien beeinflusst oder sogar vorgegeben. Wenn man diese Tatsache berücksichtigt, sind mediale Beiträge und Aktionen zum Weltfrauentag nicht nur lobenswert sondern sogar notwendig.  Was viele dabei aber leider vergessen: Wir schreiben nicht das Jahr 1953.

Weltfrauentag PostingQuelle: soundlarge
Shade Louise Janisi, soundlarge Content Creator, über den Weltfrauentag.

Frauen kämpfen seit über 100 Jahren öffentlich für ihre Rechte und trotzdem hat sich in Sachen Gleichberechtigung noch nicht genug getan. Also was wollen uns lustlose Meldungen mit dem Hashtag Frauenpower denn eigentlich zeigen? Wie weit bringen uns Programmschwerpunkte zum Thema Frauenrechte im Fernsehen, wenn sie nur am einem Tag im Jahr forciert werden? Ist es beabsichtigt, dass am 8. März hauptsächlich „erfolgreiche Frauen“ zum Interview geladen werden? Oder hatte Felix Baumgartner einfach keine Zeit?  Und wann nehmen fragwürdige Werbeaktionen zum Weltfrauentag eigentlich endlich ein Ende? Frauen wünschen sich besonders zum Weltfrauentag, dass Klischees und Stereotypen zum Frauenbild nicht weiterhin verbreitet werden. Stattdessen bekommen sie 25% auf Putzmittel. Na, wenn das nicht nach Gleichberechtigung schreit!

Rollenbilder in den Medien: Männer handeln, Frauen existieren

Natürlich ist nicht immer alles nur schlecht. Die Verhältnisse verbessern sich zunehmend. Auch die Medien zeigen: Frauen nehmen immer häufiger verantwortungsvolle Positionen ein. Problematisch ist eines trotzdem: Darstellungen und Rollenbilder sind teilweise einfach nicht angemessen. Frauen spielen die ewige Nebenrolle. Ja, Frauen sind in Filmen und Serien inzwischen schon als Chefinnen, Kommissarinnen und Ingenieurinnen zu sehen. Dargestellt werden sie aber völlig anders als ihre „gleichwertigen“ männlichen Kollegen.

Frauen sind oft zu emotional, naiv und funktionieren manchmal nur mit männlichem Partner an ihrer Seite. Dasselbe zeigt sich auch in anderen Bereichen der Medien. Beispielsweise nimmt die Zahl an Nachrichtensprecherinnen und Moderatorinnen deutlich zu. Auch Talkshows, die sich um wichtige politische oder wirtschaftliche Themen drehen, werden vermehrt von Frauen moderiert. Unter den Gästen sind aber immer noch vorwiegend Männer in Führungspositionen. Was sagt uns das?

Die Medien sollten es vormachen – nicht nur am Weltfrauentag

1975 war ein wichtiges Jahr für die österreichische Frauenbewegung. Nach jahrzehntelangem Kampf stellte die Familienrechtsreform Männer und Frauen gleich. Von da an war die Ehefrau nicht mehr gesetzlich dazu verpflichtet, den Haushalt zu führen und durfte, das sollte man sich wirklich mal durch den Kopf gehen lassen, ohne Zustimmung des Ehemanns arbeiten. Diese Zustimmung war bis 1975 in jedem Fall erforderlich. Obwohl das jetzt inzwischen über 45 Jahre her ist,  erleben Frauen noch in vielen Bereichen Diskriminierung. Beispielsweise liegt der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen in Österreich immer noch bei ungefähr 20 Prozent und ist damit höher als in vielen anderen EU-Ländern. Auf diese Diskriminierung mit Blumen und vergünstigten Kosmetikprodukten zu reagieren, ist ungefähr so effektiv, wie einen Brand mit Benzin zu löschen.

Weltfrauentag PostingQuelle: soundlarge
André Brunner-Fruhmann, Producer und soundlarge-Crewleader über den Weltfrauentag.

Stattdessen sollte der Weltfrauentag ein Tag sein, den Medien zur Aufklärung nutzen. Er sollte die Möglichkeit bieten sinnvolle,  politische Forderungen rund um Frauenrechte und Gleichberechtigung in öffentlichen Medien zu diskutieren. Wenn der 8. März als Tag der Symbolik gilt und dessen Themen über das ganze Jahr medial relevant bleiben, dann hat der Weltfrauentag wirklich seinen Zweck erfüllt. Denn ob man es glaubt oder nicht, Frauen existieren 365 Tage im Jahr.