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Warum es für gute Radiowerbung Profis braucht: Mein erster Radiospot

Quelle: soundlarge

Ungefähr einen Monat lang war ich schon Praktikant in den soundlarge-Studios, als einer meiner Praktikumsbetreuer auf mich zu gekommen ist und mir eine neue Aufgabenstellung gegeben hat. Und zwar sollte ich neue Radiowerbespots für soundlarge produzieren. Demospots sozusagen, da kann ja eigentlich auch nichts schief gehen. Das man als Praktikant nicht gleich an Produktionen für Kunden arbeiten darf, ist klar. Diese Radiowerbung sollten lieber Profis machen. Warum, werdet ihr im Verlauf meines Artikels ganz bestimmt noch merken.

Sebastian und Andrè bei der TaschenübergabeQuelle: soundlarge
Meine erste offizielle Auftragstasche überreicht von André Brunner-Fruhmann persönlich.

Im ersten Moment war ich, wie man sich wohl denken kann, ziemlich nervös. Auf der anderen Seite hab ich mich aber auch gefreut. So ganz alleine Radiowerbespots machen hat sich nach einer coolen Herausforderung angehört. Im Nachhinein betrachtet, hatte ich keine Ahnung was da auf mich zugekommen ist. Man könnte fast sagen, ich hätte den Arbeitsaufwand und die Schwierigkeit kriminell unterschätzt. Mittlerweile ist mir allerdings bewusst geworden, dass es schon gute Gründe gibt, warum hinter Radiowerbung immer Profis stecken sollten.

Weil nicht jede Idee gleich die Zündende ist: Ideensuche

Viele Leute, ich war einer davon, glauben ja, dass man eine Idee hat, die schreibt man dann auf und fertig ist das Textkonzept. Was ich allerdings, relativ schnell, gemerkt habe ist, dass alleine das Finden einer originellen Idee schon eine schwierige Sache ist.

Schlagwort hierbei ist originell. Es war schon irgendwie schockierend, als ich herausgefunden habe, wie viele meiner anfänglichen Ideen bei genauerem Hinschauen einfach nur: „Du brauchst das? Wir haben das!“ Ideen waren. Was  zuerst wie Premium Content gewirkt hat, war im Endeffekt perfekt für die 08/15 Tonne. Wer auffallen will muss eben wirklich kreativ sein. Profis haben es da leichter. Die wissen immerhin schon was ausgelutscht ist und was nicht. Da fällt es ihnen schon um einiges leichter eine zündende Idee zu finden. Das war dann also meine erste Lektion.

Weil der Unterschied zwischen Idee und Text doch gewaltig ist: Texten und Konzeption

Wenn ich diese eine Idee, die wirklich alle begeistert mal habe, muss ich ja eigentlich nur mehr schnell den Text dazu zusammenschreiben. Hab ich halt gedacht. Wortspiele, lustige Sprüche, Metaphern – kann doch alles nicht so schwierig sein, oder? Erstmal war ich der festen Überzeugung meine stichwortartigen Texte würden reichen. Eigentlich habe ich sogar gedacht, meine Texte wären der Wahnsinn. Ihr könnt es euch schon denken: Waren sie nicht. Tatsächlich braucht man auch für Radiowerbespots so etwas wie ein fixfertiges Skript, ein „Drehbuch“ sozusagen.

Praktikant Sebastian LiponikQuelle: soundlarge
Beim Finden von kreativen Ideen darf der Kaffee natürlich nicht fehlen.

„Du musst die Dinge zu Ende denken. Du musst den Spot vor dir sehen, nicht nur den Text, sondern die Kombination von Text, Soundeffekten und Musik und allem was da noch so dazu gehört.“ Mit diesem Feedback zu meinen ersten Textversionen hat mich Producer André Brunner-Fruhmann wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt.

So kam also meine nächste Lektion in Sachen “selbst Radiowerbung machen“: Die Textkonzeption ist nicht einfach nur der Text selbst. Es ist irgendwie, als würde man ein Haus bauen. Die Wörter im Text sind ein Baustein. Ein anderer Baustein ist der passende Einsatz von Musik, wieder ein anderer sind Soundeffekte an den richtigen Stellen. Stück für Stück baut sich das Haus dann auf, wird innen und außen komplett, bis es dann irgendwie steht. Als Architekt hat man das Haus vor Augen, noch bevor es überhaupt gebaut wurde.

Würdet ihr euch zutrauen ein Haus komplett alleine zu bauen, nur weil ihr wisst, wie man Steine aufeinandersetzt? Ihr versteht, worauf ich hinaus will, oder?

Weil’s auch unter den Werbesprechern die Til Schweigers und Leonardo DiCaprios gibt: Die Stimme

Einen meiner Werbespots sollte ich dann selbst sprechen. Und ich verrate euch eines: Nichts, aber auch wirklich nichts, kann Einen darauf vorbereiten seine eigene Stimme im Studio zu hören. Ist ja auch irgendwie ungewohnt. Im Grunde hat man ja keine Ahnung wie sich die eigene Stimme für andere anhört. Aber man gewöhnt sich daran.

Aber nur weil man sich daran gewöhnt, heißt das nicht, dass sie sich auch gut anhört. Im Gegenteil, professionelles Sprechen ist harte Arbeit. Kaum zu glauben wenn man bedenkt, dass Reden etwas ist, das wir tagtäglich machen. Ich kann euch aus Erfahrung sagen: Zu glauben man könnte professionell sprechen, nur weil man im Alltag viel quatscht, ist als würde man glauben, man ist Arzt nachdem man jemand anderem ein Pflaster auf den Finger geklebt hat.

 

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Und nicht nur das: Emotionen, Lautstärke, Betonung, Stimmlage, Sprechtechnik – es gibt so viele Dinge, die auch bei professionellen Sprechern unterschiedlich klingen und wirken können.

Lektion Nummer drei habe ich also gelernt als nach über einer Stunde und viel Herumprobieren in der Sprecherkabine mein erster halbwegs passabler Take aus meinem Mund gekommen ist. Wenn ihr wollt, dass eure Radiowerbung gut klingt, setzt also lieber auf Profis!

Weil Regie führen mehr ist, als nur in einem Klappsessel zu sitzen: Aufnahmen

Aufnahme starten, Los sagen und zurücklehnen. Den Rest machen eh die Sprecher. So führt man in einem Tonstudio Regie… Nicht. Man erkennt, meine Regieerfahrung naht dem Gefrierpunkt. Hat sich dann aber doch realtiv schnell geändert.

Ohne Vorwissen und Know How einfach Regieanweisungen zu geben ist nicht einfach. Eigentlich ist es sogar unmöglich. Am Regiepult ist mir dann noch ein zweites Mal bewusst geworden, wie wichtig ein gut durchdachter Text und präzise Konzeption sind. Man muss die fertige Produktion einfach im Ohr haben, wie will man den Sprechern sonst sagen, was sie tun sollen? Und was sie noch verbessern können? Dass sie sprechen sollen, ist klar. Die Frage ist: Wie?

Fröhlich? Traurig? Frustriert? War der Take gut? Machen wir den so nochmal? Richtig betont? Sitzt die Sprechtechnik? War das undeutlich? Das sind nur ein paar der Fragen die einem beim Regie führen durch den Kopf gehen. Ja, man kann sich auf gewisse Situationen bestimmt vorbereiten. Wirklich helfen, tut aber nur eines: Erfahrung.

Aufnehmen und Regie führen, das ist alles eine Momentaufnahme. Genau kann man nie sagen was im Studio passiert. Da braucht man Spontanität aber auch eine gewisse Ruhe und natürlich das richtige Gehör. Das kommt nicht über Nacht. Nur gut, dass es auch bei diesem Teil der Radiowerbung Profis gibt.

Weil Zucker, Mehl und Eier noch lange keinen fertigen Kuchen ergeben: Produktion

Eine andere Sache, die man nicht über Nacht lernt: Producing. Im besten Fall braucht ein professioneller Producer nämlich nicht mal eine Nacht um einen Radiowerbespot zu produzieren. 😉 Na gut, ich hab auf jeden Fall  meine Zeit gebraucht, aber ich bin ja auch (noch) kein Profi.

Neben Geschwindigkeit spielt aber auf jeden Fall auch die Qualität eine Rolle, die ein geübter Producer liefern kann. Da helfen natürlich Genauigkeit und, ein geschultes Ohr. Und das ist natürlich nicht gleich da, nur weil man schon mal ein Schnittprogramm auf dem Laptop geöffnet hat.

Sebastian Shade Janisi André Brunner-Fruhmann im Studio BQuelle: soundlarge
Für meine Radiospots war ich oft alleine im Studio, manchmal waren wir aber auch mehrere.

„Ein Profi ist jemand der weiß wie und wann man pfuschen muss.“ Wahrere Worte wurden noch nicht gesprochen. Ich versuch’s mal zu erklären.

Es gibt viele verschiedene Wege Bilder im Radio zu erzeugen. Will man beispielsweise die Atmosphäre eines Vergnügungsparks darstellen, kann man ja auch nicht mal schnell zum nächsten fahren. Schon klar die gibt’s ja nicht 365 Tage im Jahr. Stattdessen muss man, mit den verschiedensten Soundeffekten, sich die Atmosphäre zusammenbasteln. Ein Packerl Kinderlachen, zwei Löffel Achterbahn und eine Prise Autodrom. Hört sich wie ein Rezept an, ja! Tatsache ist aber, das eine Rezept für Producing gibt es nicht. Da muss man sich jedes Mal, Stück für Stück ran tasten. Und je besser man sich dabei auskennt, desto schneller geht das Ganze.

Weil die Radiowerbung bei Profis im Endeffekt einfach geiler klingt

Dass man eine Radiokampagne nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln kann, war mir, glaube ich, immer klar. Dass es deutlich hörbare Unterschiede in Sachen Qualität und Professionalität geben kann, diese Erfahrung durfte ich jetzt selbst machen.

So, genug geredet. Nachdem ich jetzt ganz ausführlich über den weiten Weg zur fertigen Kampagne gesprochen habe, wollt ihr bestimmt wissen, wie meine ersten eigenen Spots eigentlich so klingen, und was ich da überhaupt produziert habe. Also: hier zu hören gibt’s einmal, einen Mann der unbedingt ins Radio wollte, und zwei eher schlecht gelaunte Fußballfans. In beiden Spots werden die Produkte der soundlarge-Studios beworben.

Glücklicherweise war ich, während der Produktion nach meiner ersten Radiowerbung, von einer Crew umgeben, bei der alle, außer mir, auch wirklich Profis waren. Deswegen dürft ihr jetzt auch gerne Mal reinhören. Bonuspunkte gibt’s, wenn ihr erratet, welche Parts ich selbst gesprochen habe! 😉